Wuff, ich bin der Robby und auch ich hatte das große Glück, dass ich bei Michael landete und nicht, da unerwünscht, anderweitig „entsorgt“ wurde. Michael nannte mich Ludwig, aber das war einmal… Für meine Geschwister und mich begann zum ersten Mal eine sorglose Zeit ohne Angst, ohne Hunger und unser Tagesablauf war spielen, schlafen und wenn Michael irgendwo auftauchte, freuten wir uns riesig, denn dann gabs Streicheleinheiten oder was Leckeres zum Futtern.
Eines Tages hieß es Abschied nehmen, eine Familie wollte mich haben, eine Familie, die nur mich haben wollte, obwohl wir ja sehr viele hier sind. Ein bisschen fühlte ich mich, als wäre ich was ganz Besonderes.
Mit Michael und noch einigen meiner 4-beinigen Freunde machte ich mich auf den langen Weg nach Deutschland und dann sah ich sie — meine Familie! Alle streichelten mich und waren begeistert von mir. Ja, was habt Ihr denn erwartet? So ein Streuner ist schon was Tolles!
Ich erkundete mein neues Zuhause, mein erstes, richtiges, Zuhause und fand alles ganz OK.
Immer wieder erzählte mein Frauchen von meinem „Vorgänger“, der wohl ein Wunderhund gewesen sein muss. Dabei interessierte der mich gar nicht.
Ich spielte mit den kleinen Menschen, Frauchens Enkelkinder, fand in meinem Zuhause überall Spielsachen, besonders dann, wenn ich mich langweilte und fand Gassi gehen herrlich. Ganz schnell begriff ich, dass ich bei den Kids und bei Frauchen machen konnte, was ich wollte. Wenn sie zu mir „Sitz“ sagten und ich setzte mich nicht, war es auch gut. Riefen sie mich und mich interessierte gerade was anderes, kam ich eben nicht, was offensichtlich auch niemand störte. Warum quasselten die dauernd etwas an mich hin, wenn es doch nicht wichtig war. Gassi gehen ohne Leine am Kanal, da ging die Post ab.
Oh, wer kommt da entgegen? „Tu ja meinem Rudel nichts! Weg da, kläff, kläff, hau ab, sonst mache ich Dir Beine“. Warum brüllte Frauchen da hinten rum? „Keine Aufregung, nichts passiert, der kommt nicht wieder“. Was zerrt die jetzt auch noch an mir rum? Die Sache ist doch geklärt. Lass mich los, grrrrrrrr, grummel……., passt, schon ließ sie los. Die Kids wollten mir was wegnehmen. Nein, nicht mit mir. Sonst musste ich mich auch um alles kümmern, also Finger weg, grrrrrrrrr! Sie ließen die Finger weg.
Bei Herrchen war das ganz anders, auf den konnte ich mich verlassen. Wenn der was sagte wusste ich, das meinte er auch so. Da musste ich mich auch nicht alles selbst regeln.
Da Frauchen sich nicht mehr mit mir raus traute, beschäftigte ich mich eben Zuhause, mit den Tapeten, Stuhlbeinen, Teppichen, das war viel interessanter als meine Spielsachen. Frauchen jammerte jemandem am Telefon die Ohren voll und berichtete von meinen Schandtaten und dass ich doch so aggressiv sei und natürlich kam wieder die alte Story, wie lieb mein Vorgänger doch gewesen sei. Ich konnte es nicht mehr hören.
„Unternimm was mit mir, dann ist mir nicht langweilig. Kümmere Dich selbst, wenn Gefahr droht, dann muss ich es nicht tun. Und ich kann auch nichts dafür, dass mein Vorgänger anders war“. Plötzlich hörte ich, dass ich eingeschläfert werden sollte, weil ich gefährlich sei.
Dann kam eine nette junge Frau und nahm mich mit. Die hatte keine Angst vor mir und knuddelte mich gleich durch. Das tat gut, schlabber, Küsschen! Der Abschied fiel nicht schwer.
Nach stundenlanger Autofahrt durfte ich endlich aussteigen. Hmmmhhh da roch es gut, Beinchen hoch, hmmmhh nach Hundemädel. Auch wenn ich kein ganzer Mann mehr war, eine Nase für die Mädels hatte ich trotzdem. Und da kam sie schon! Wow, nicht schlecht! „Hey Puppe, warum stellst Du den Kamm?“ Nun ja, etwas zickig war sie schon, aber wunderschön, seufz. Das Frauchen vom Auto fuhr weg, aber dieses neue Frauchen war auch nicht schlecht. Aber ich hatte nur Augen für die Süße, Witty hieß sie und soooo zickig war sie auch nicht.
Ach, wie schön war es hier — toben, spielen, sogar „Kopfarbeit“ machte ich, sagte meine Niki. Auf jeden Fall war hier was los und abends warf ich mich todmüde in die Kissen.
Und dann brachte Niki mich weg, in mein neues Zuhause, sagte sie. Warum nur, es war doch so schön hier. Ich war nur noch traurig.
Vieles in dieser neuen Familie erinnerte mich an die alte. Sie überließen mir wieder die ganze Verantwortung und ich beschützte sie so gut ich konnte. Wie sollte ich wissen, dass der Mann, der plötzlich so lange nicht mehr da war, mein Herrchen war. Klar gab ich ihm deutlich zu verstehen, dass er hier nichts zu suchen hatte. Die kapierten nicht, dass ich ihnen nur helfen wollte, schließlich waren sie doch so schwach.
Wieder hatte jemand Angst vor mir, verstehe einer die Zweibeiner. Ich verstand sie nicht mehr.
Da war sie wieder.“Huhu, Niki, holst Du mich endlich wieder ab“? Mann, was war ich froh, aber ganz schnell wieder zu meiner Witty. Ich war mir so sicher, dass sie sich auf mich genauso freute, wie ich mich auf sie. Fehlanzeige! Dieses Biest ging wie eine Furie auf mich los und biss zu. Was hatte die nur? Immer wieder ging sie auf mich los und Niki bekam es mit der Angst zu tun. Wieder musste ich gehen. Warum immer nur ich? Ich konnte doch nichts dafür.
Langsam war mir alles egal. Niki ließ mich wieder bei einer jungen Frau zurück. Wenigstens waren die Hunde nett und die waren nicht so kratzbürstig wie Witty. Sie sprach von Erziehung, aber ich glaube so wirklich fand diese Erziehung nicht statt. Ares sah das ähnlich und so taten wir eben das, was wir für richtig hielten. Aber wir hielten fest zusammen und zu unserem Frauchen und beschützten es. Grrrrrrrrr, niemand kam an Frauchen ran. Aber sie hat das wohl nicht verstanden, dass sie sich auf uns verlassen konnte. Ich wollte meine Grenzen austesten, sagte sie. Welche Grenzen? Gab es Grenzen? Unruhe wäre durch mich entstanden, sagte sie auch. Stimmt nicht, ich habe nur für Ordnung gesorgt. Als Krönung von dem ganzen Dilemma sperrte sie mich dann ein oder band mich fest. Oh Niki, wohin hast Du mich nur gebracht. Warum hast Du mir das angetan?
Aber sie kam wieder. Hatte sie gespürt, wie unglücklich ich war? „Niki, hier bin ich, schnell, befreie mich“! So schnell wie ich in ihrem Auto war, konnten die beiden gar nicht schauen und die Welt hätte untergehen können, ich wäre aus diesem Auto nicht mehr raus.
Niki sagte nicht mehr viel, sie nahm mich einfach mit, Gott sei Dank. Egal wie zickig Witty nun sein würde, ich würde alles ertragen, nur nie mehr weg.
Die erste Überraschung, da war noch ein Hundekumpel, ein kleines Mädchen. Die zweite Überraschung, Witty war wie umgewandelt — hatte sie mich vermisst oder schämte sie sich, dass sie sich so mies benommen hatte und mir dadurch das alles angetan hatte oder ging ihr vielleicht auch nur dieses kläffende Hundekind auf die Nerven? Egal, meine Welt war wieder in Ordnung, doch die Angst blieb, wie lange würde es dieses Mal halten?
Niki telefonierte, was an sich nichts Ungewöhnliches war, aber was sie nun sagte, ließ ganze Felsbrocken von meinem Herzen stürzen, so erleichtert war ich. „Ja, er bleibt jetzt da, für immer, er hat nun schon genug mitgemacht. Das Hin- und Hergeschiebe muss nun ein Ende haben“, sagte meine Niki. Oh Niki, wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen würden, kann das nicht schöner sein, als Deine Worte, dass ich nie mehr fort muss.
Endlich angekommen, für immer!
Nie mehr in ein Auto steigen und Angst haben müssen, was kommt jetzt, wo muss ich hin.
Endlich Zuhause, danke Niki.
Kleine Winka, bei Dir muss ich mich entschuldigen, denn ich habe Dir Dein Zuhause genommen. Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass Du nie so ein Wanderpokal werden wirst, wie ich, dass Deine Menschen zu Dir stehen und ihre eigene Unfähigkeit nicht Dir in die Schuhe schieben.
Ein erleichtertes Schwanzwedeln
von Eurem überglücklichen Robby,
der sich nie mehr von seiner Niki und Witty trennen wird.