Umweg ins Glück!
Hallo, ich bin die Milka und mein Frauchen nennt mich liebevoll “meine allerliebste Schoko-Maus”……..! Aber bis ich diese “allerliebste Schoko-Maus” war, hatte ich einige Aufregungen zu überstehen.
Den ersten Schrecken erlebte ich im April vor 2 Jahren. Hände packten uns, verstauten meine Geschwister und mich in einem Sack, alles Wimmern nach unserer Mama half nichts, sie konnte uns nicht befreien. Nach einiger Zeit ging der Sack auf und wir fanden uns in einer Metallbox wieder. Es war kalt, doch zum Glück mussten wir nicht lange warten. Ein Mann, es war Michael, befreite uns und zuerst durften wir uns die Bäuchlein voll schlagen, hmmmhhhh, lecker. Gesättigt sah die Welt schon viel freundlicher aus und nun realisierten wir auch, da sind ja unzählige Spielkameraden. Eigentlich hätte alles so bleiben können.
Eines Tages verfrachtete Michael mich und einige meiner Hundekumpels in Boxen, erzählte uns, auf uns würden nun liebe Familien warten und wir machten uns auf eine lange Reise. Nach vielen Stunden, wir waren alle noch ganz schläfrig, öffneten sich die Türen, endlich frische Luft.
Viele Stimmen, manche ganz aufgeregt und immer wieder war zu hören, ach, wie sind die doch süß. Ich wurde hoch gehoben, es war nicht einmal Zeit meinen Kumpels “Adieu” zu sagen, die wurden auch bereits in alle Richtungen davon getragen und dann begann ein neues Leben.
Ich hatte nun ein Zuhause, wie Michael es versprochen hatte. Da gab es zwei kleine Menschen, zwei manchmal auch drei große Menschen und zu meiner großen Freude eine Hundefreundin. Das Leben war schön, Familie ist was Tolles! Doch langsam änderte sich die Stimmung.
Die Stimmen wurden immer öfter laut, Frauchen und Herrchen schrien sich an und wenn Herrchen dann irgendwann mit undeutlicher Stimme sprach, wurden Ushida und ich auch angeschrien und nicht nur das……. Irgendwann bekam das wohl jemand am Telefon mit, wie es bei uns zuging, wie wir jaulten und informierte Michael und seine Freunde.
Frauchen war längst weg und eines Tages packte uns Herrchen ins Auto, unsere beiden kleinen Freundinnen und der Oma-Mensch fuhren auch mit.
Niemand sprach, unsere Freundinnen weinten und wir hatten Angst, ich ganz besonders. Wir kamen an einen Ort, wo viele Hunde und Menschen waren. Zwei Menschen, die lieb mit uns sprachen, gingen mit uns in den Wald. “Nein, ich will nicht, dort ist doch meine Familie, die fährt davon, ich will mit”. Es half nichts, als ich versuchte aus dem Halsband zu schlüpfen, nahm mich dieser fremde Mensch auf den Arm. Ich zitterte am ganzen Körper. Meine Welt war zusammen gebrochen. Mein neuer Mensch weinte, ob er auch seine Familie verloren hatte.
Noch ein letzter Blick auf Ushida, meine Hundefreundin, sie musste in ein anderes Auto steigen, ich habe sie bis heute nicht mehr wieder gesehen.
Wieder eine lange Fahrt mit dem Auto. Zwei weitere Hundekumpels lagen ganz entspannt neben mir und schliefen, doch ich konnte nicht schlafen.
Was kommt nun auf mich zu?
“So Milka, nun sind wir Zuhause, komm, aussteigen”, doch ich traute mich nicht. “Komm, mein Schatz, hab doch keine Angst,” und schon nahm mich das schon nicht mehr ganz so fremde Frauchen auf den Arm und trug mich ins Haus. Da begrüßten mich noch andere Zweibeiner sehr freundlich, sie sagten was von einem Pflegehund und obwohl meine neuen Hundefreundinnen begeistert an allen hoch sprangen, hatte ich einfach nur Angst. Man war schon einmal freundlich zu mir und dann war plötzlich alles anders.
Mehrere Katzen beschnüffelten mich von allen Seiten, auch die schienen keine Angst zu haben. In meinem Bauch und den Gedärmen rumorte es, oh nein, nur das nicht. Ich rannte schnell zur Tür in den Garten, doch es reichte nicht mehr. Es war mir so peinlich und gleichzeitig drückte ich mich zitternd und wimmernd auf den Boden, auf alles gefasst, was jetzt passieren würde.
“Milka, das ist doch nicht schlimm, hab keine Angst” und dann wurde ich auch noch gestreichelt. Ich konnte es kaum fassen. Niemand war mir böse.
Plötzlich kam jemand in meine Richtung mit einem Stab in der Hand. Ich verschwand sofort unter dem Tisch und winselte. Frauchen kam zu mir unter den Tisch, nahm mich einfach in den Arm und streichelte mich. “Hab doch keine Angst, Dich schlägt niemand, ich habe Dich doch so lieb”.
Es passierte immer wieder, ich kam nicht rechtzeitig zur Tür raus ins Freie, weil ich den Durchfall nicht kontrollieren konnte, dabei bekam ich schon seit Tagen so längliche Kapseln. Egal wie oft Frauchen putzen musste sie schimpfte nie und eines Tages nahm ich allen Mut zusammen und kroch fast auf dem Bauch robbend auf sie zu. Sie drückte mich fest an sich, hatte ein ganz nasses Gesicht und dann flüsterte sie mir zu, “meine allerliebste Schoko-Maus, Du wirst nie mehr enttäuscht werden, Du bleibst bei mir, für immer.” Was genau das bedeutete, verstand ich nicht, aber es hörte sich sehr beruhigend an und ich leckte ihr schnell diese salzige Nässe vom Gesicht.
Irgendwann wollte mich jemand haben. Das verstand ich jetzt noch viel weniger, sagte sie nicht, sie würde mich nie mehr fort lassen? Wir besuchten eine sehr nette Familie, wir gingen alle zusammen Gassi und ich rannte in Riesensprüngen über die Felder und dann saßen alle in einer gemütlichen Küche und Jenny, Tara und ich lagen um den Tisch verteilt herum. Nun wurde ich aber hellhörig. “Ja, ich behalte sie sofort da, sie ist ein toller Hund”. Ich drückte mich gleich an Frauchen und dann hörte ich sie sehr bestimmt sagen. “Es geht nicht, ich kann Milka nicht abgeben, ich kann es einfach nicht. Bitte verstehen Sie das.
Ich hoffe, sie sind mir nicht böse”. Und damit war alles gesagt. Ich fuhr mit meiner Familie nach Hause und warum so eine eisige Stimmung herrschte, konnte ich nicht nachvollziehen. Alles war doch gut, oder etwa nicht? Herrchen sagte nur was in die Richtung, bei 4 Hunden sind die Hunde Deine Sache, mich geht das nichts mehr an. Frauchen störte das nicht weiter.
Wir beide gingen miteinander durch Dick und Dünn, hatten auch einige Probleme zu bewältigen, doch wir gaben nie auf. Inzwischen habe ich noch eine Hundefreundin in meiner Größe, wir sind nun als das vierblättrige Kleeblatt bekannt und das Leben ist nur noch schön.
Ach ja, es hat nicht lange gedauert, dann hat auch Herrchen seine Sturheit abgelegt, denn eigentlich mochte er mich ja – Frauchen kommentierte das nur mit einem Wort, Männer………
Habe ich schon erzählt, dass ich inzwischen keine Angst mehr habe? Ich habe dazu überhaupt keinen Grund mehr, denn ich habe eine Familie, eine etwas chaotische Familie, wo immer was los ist, die mich innig liebt, die zu mir hält, egal, was kommt und wo ich keine Angst haben muss, dass ich angeschrien oder gar geschlagen werde, auch wenn ich was angestellt habe…..
Manchmal führt erst ein Umweg ins Glück, aber dieser Umweg hat sich gelohnt!
Eure Milka, die Schoko-Maus