Huhu, ich bin Jascha!
Ursprünglich war ich der Nils, dann wurde ich zum Basti und nun heiße ich Jascha und das wird sich auch nicht mehr ändern. Ich bin jetzt im November 2009 noch keine zwei Jahre alt, aber ich habe schon einiges erlebt. Meine Geschichte will ich Euch erzählen.
Ich war kaum 8 Wochen alt, da rissen grobe Hände uns von der Mama weg und stopften uns in einen Plastiksack! Wir purzelten in diesem Sack ganz durcheinander, was nicht so schlimm war, aber die Luft zum Atmen wurde immer knapper.
“Lasst uns hier raus, wir ersticken!” Zum ersten Mal in meinem noch so jungen Leben hatte ich Todesangst! Wir lagen in einem Kofferraum, das Fahrzeug rumpelte über holprige Wege, Geräusche, die wir nicht kannten und die uns ängstigten und irgendwann landeten wir in einem Kasten – plötzlich war es sehr still. Wir bekamen kaum noch Luft und plötzlich bellten Hunde. Wir wurden aus diesem Kasten gehoben und aus diesem fürchterlichen Sack befreit – endlich Luft, meine Geschwister und ich waren bereits ganz panisch vor lauter Angst.
Eine beruhigende Stimme, eine gefüllte Futterschüssel, wie wir sie noch nie hatten, überall Hunde, die alle freundlich waren und ich raunte meinen Geschwistern zu: “Hey, Kumpels, ich glaube, hier ist es OK, hier bleiben wir……!”
Immer wieder in regelmäßigen Abständen herrschte hier eine ziemliche Unruhe und einige unserer Freunde wurden in Boxen verfrachtet und in ein Auto geladen. Sie fuhren in ihr neues Zuhause. Eines Tages war auch ich dran.
Den ersten Teil der langen Fahrt verschlief ich, doch es dauerte noch unendlich lange, bis es endlich hieß, “Nils, das sind Deine neuen Eltern”.
Glück gehabt, die beiden waren super nett und auch mein neues Zuhause war klasse, ach ja, sie nannten mich “Basti”. Wir spielten, gingen zusammen Gassi durch die Felder, ich war überall dabei und stolz wurden von mir Bilder gezeigt, wenn ich nicht persönlich vorgestellt werden konnte. Auch mein hartnäckiger Husten gehörte schließlich der Vergangenheit an. So hätte alles bleiben können, das Leben war schön!
Plötzlich tat mir mein Bein weh, wenn ich durch die Gegend tobte. War für mich kein Problem, auf 3 Beinen war ich genauso schnell. Meine Leute ließen das aber nicht auf sich beruhen und schleppten mich zum Tierarzt. Ernste Gesichter, Hüftpfanne und Gelenk wären auf der einen Seite weg, als würde sich alles auflösen. Klar, tat es weh, aber auf 3 Beinchen war es halb so wild. Dann sagten meine Leute noch, ich wäre nicht mehr so anhänglich vor lauter Schmerzen. So ein Quatsch! Ich bin jetzt fast ein Mann und will nicht immer gehätschelt werden wie ein Baby. Das ist doch geradezu peinlich!
Auf jeden Fall fuhren wir in den Urlaub nach Österreich und alles war herrlich. Ich schluckte täglich meine Tabletten und dann ging die Post ab. Wie schön ist das Leben.
Kaum wieder Zuhause, ging es wieder los mit Diskussionen um meine Hüfte und dass ich operiert werden sollte. Langsam wurde mir mulmig, die Stimmen wurden ernster. Es ging um Geld, was ich schon alles gekostet hatte, was eine OP kosten würde und man wüsste doch nicht, ob es hilft. Dabei hatte der Tierarzt doch gesagt, nach der OP wäre es gut. Sie telefonierten mit Menschen, die mich aus Rumänien gebracht hatten. Ich hörte noch, wie eine nette Stimme am Telefon sagte, wir machen einen Spendenaufruf, wir helfen Ihnen doch.
Dann gefror mir fast das Blut in den Adern, meine Menschen, die so stolz auf mich waren, die immer von mir geschwärmt hatten, meine Bilder gezeigt hatten sprachen davon, dass sie mich “erlösen” wollten. Leute, macht halb lang, ich will nicht erlöst werden, ich will leben! LEBEN!!! Ihr könnt mich doch nicht umbringen wegen dieser doofen Hüfte. Dann sagten meine Menschen, die mich doch angeblich einmal so lieb gehabt hatten, Worte, die mich bis ins Herz getroffen haben: So haben wir uns das nicht vorgestellt, dann wollen wir ihn abgeben.
Der Stimme am Telefon fiel wohl auch nichts mehr ein. Nach einer kurzen Pause sagte sie nur, dann bringen Sie ihn einfach vorbei, wir kümmern uns um ihn. Er wird auf keinen Fall umgebracht.
Wenige Tage später packte mich meine Familie ins Auto und wir fuhren Richtung Karlsruhe. Da war sie, diese Stimme erkannte ich wieder. Was war da los. Lautes Gebell, 3 Hundekumpels stürmten mir entgegen. Mensch klasse, auf Herrschaften, wir toben eine Runde. Und schon raste ich zusammen mit einer braunen Schönheit in den Garten. Im Hintergrund hörte ich noch den fassungslosen Ausruf dieser neuen Tante: “Diesen lebensfrohen Hund wollten Sie umbringen? Das darf doch nicht wahr sein! Ich dachte, Sie bringen hier einen Hund, der sich vor Schmerzen kaum noch auf den Beinen halten kann…”. “Klasse, die hatte es begriffen, ich wollte LEBEN und von diesem Moment an, machte ich mir keine Sorgen mehr um mich.
Auf Milka, bist Du schon müde? Los, weiter geht es, schwing die Beine. Aus dem Weg Tara, Du bist zu langsam. Wo ist der Wassernapf? Ach, meine Leute waren schon weg, auch gut.
Leider fuhren wir alle am nächsten Tag wieder weg und da waren noch mehr Hunde und da sprang noch einer rum, der machte dauernd Bilder. Das war mir alles egal, ich fand die Hunde alle prima, auch wenn mich dieser wuschelige Bär, der Joli hieß, immer anknurrte.
Wieder eine Autofahrt, alle Hunde fuhren mit und dann trafen wir uns mit einer sehr netten Dame, die mich gleich streichelte, mich in den Arm nahm und ich fühlte mich geborgen und wusste, jetzt bin ich angekommen, jetzt wird alles gut. Und nun bekam ich meinen 3. Namen – Jascha! Das bedeutet, “Gott möge beschützen” und meine Denise meinte, diesen Schutz würde ich noch dringend brauchen.
Es war ein langer und schmerzhafter Weg, den mein geliebtes Frauchen mit mir gegangen ist. Sie war immer bei mir und hat mich nie alleine gelassen. Dabei warteten noch zahlreiche “Geschwister-Kumpels” auf sie, die sie genauso verehrten wie ich. Wir machten Gymnastik, ich wurde massiert und ich wurde und werde bis zum heutigen Tag ohne Einschränkungen geliebt.
Schon bald nach der OP war ich wieder in unserem parkähnlichen Garten unterwegs. Erst noch sehr vorsichtig, ich hatte auch ganz vergessen, dass ich ja nun wieder alle vier Beine benutzen konnte. Doch es wurde immer besser und dann war es wirklich so, ich konnte laufen, springen und toben, ohne Schmerzen auf 4 Beinen, wie jeder andere Hund. Viele liebe Menschen hatten für mich gespendet und jede Rechnung konnte bezahlt werden – noch nachträglich ein herzliches Danke, dass Ihr mir geholfen habt!
Heute ist alles vergessen, was passiert ist. Ich lebe ohne Schmerzen, ich genieße mein Leben, ich bin froh und glücklich bei meiner Denise und ich bin Euch allen von ganzem Herzen dankbar, dass Ihr verhindert habt, dass ich “erlöst” wurde, dass Ihr mit mir gekämpft habt, dass ich leben darf und dass ich heute so ein unbeschwerter Hund sein darf.
Ein “Wuff” an Euch alle und ein ganz inniger Schlabber für meine Denise.
Euer Jascha, den Gott und die Streunerfamilie beschützt hat